Seit einigen Jahren schon wünsche ich mir sehnlichst ein Abenteuer im Regenwald: wandern in saftigen, grünen Hügel, einem der ältesten Wälder der Welt lauschen, und neue Pflanzen und vielleicht sogar bedrohte Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum entdecken. Als klar war, dass mein Mann wieder für einige Monate nach Singapur ziehen würde, war auch klar, wohin die Reise führen würde: nach Borneo.
Da mein Mann im Herzen kein Biologe oder Alpinist ist, wie ich es gerne von mir behaupte, habe ich eine einen perfekten Kompromiss gefunden: eine vier Tage lange Fluss-Safari entlang des Kinabatangan und ein halbtägiger Besuch des Kinabalu Nationalparks in Sabah, dem nordöstlichsten Bundesland Malaysias. Den indonesischen Teil Borneos habe ich zu der Zeit nicht in Betracht gezogen, da für die Landwirtschaft der gesamte indonesische Teil in Flammen stand. Während die internationale Presse zu der Zeit nur auf den Amazonas schaute, waren die Auswirkungen der indonesischen Feuer auf internationaler Ebene zu spüren: Der Qualm erreichte andere Gebiete Indonesiens, Malaysia, und auch Singapur. Eine Woche blieb ich während meines Aufenthaltes in dem Stadtstaat fast nur zu Hause, da die Luftwerte als ungesund eingestuft wurden. Eine Reise in den indonesischen Teil wäre also nicht nur gefährlich gewesen, sondern natürlich wäre viel verbrannt gewesen. Der Nordosten Malaysias ist zwar nicht so entlegen, wie ich ursprünglich dachte, hat aber wunderschöne Landschaften soweit das Auge reicht sowie eine großartige Tierwelt zu bieten!
Die “big three”, die man dort sehen möchte, sind neben kleinen bis riesigen Krokodilen Orang Utans und Zwergelefanten. Schnell konnten wir nach Beginn der 2,5-stündigen Bootsfahrt zu unserer Unterkunft die Krokodile von unserer Liste streichen. Wir mussten aber bis zu unserem letzten Tag warten, um wilde Orang Utans zu sehen. Am dritten Tag, nach unserem letzten Bootsausflug, war meine Reisegruppe bereits etwas enttäuscht, dass unsere Suche bisher erfolglos blieb. Unsere Safari endete mit dem einzigen Autoausflug zu den Gomatong-Höhlen. Auf einmal sah Sandy, eines unserer australischen Gruppenmitglieder, den rotbraunen Affen aus dem Auto! Natürlich stoppten wir sofort und da war er wirklich, in Baumwipfeln sitzend und essend, und später schwenkte sie sich von einem zum nächsten Baum. Der Abhang neben der Straße war ziemlich steil, sodass die Baumwipfel ungefähr auf unserer Höhe waren. Wir hatten eine super Sicht. Wir waren alle in Ehrfurcht, nahe den Tränen, und natürlich fleißig am Fotografieren. Wenn es eine Sektflasche gegeben hätte, wir hätten sie sicher in dem Moment geköpft. Zwar waren wir erst einige Tage vorher im Sepilok Rettungs- und Forschungszentrum für Orang Utans und Honigbären, aber es ist einfach nicht das gleiche.
Der Besuch der Gomatong-Höhle, die berühmt ist für die Fledermausformationen zum Sonnenuntergang und die dort gesammelten essbaren Schwalbennester, war sehr ertragreich. Wir sahen noch zwei weitere Orang Utans, einen Maronenlangur, Wildschweine und dutzende Flughörnchen in Aktion. Es war großartig, ihnen beim Fliegen zuzugucken! Für einen Moment dachte ich im Garten Eden angekommen zu sein. Wir hatten nur kein Glück mit den Elefanten. Bei der Höhle angekommen, war ich beeindruckt von der Höhe. Man braucht Nerven aus Stahl, um die Höhle zu betreten: der Geruch ist schrecklich und buchstäblich alles ist von riesigen Kakerlaken bedeckt – Boden, Wände, sogar das Geländer.
Aber lasst mich zur Fluss-Safari zurückkommen, die Hauptaktivität dieser Reise. Besonders schön fand ich die Trips, wenn noch beziehungsweise wieder Nebelschwaden über dem Wasser und zwischen den Bäumen schwebten und der Bootsmotor ausgestellt war. Es war dann so friedlich und magisch. Jeden frühen Morgen, späten Nachmittag und nach Einbruch der Dunkelheit ging es mit dem Boot, unserem Guide und unserer Reisegruppe raus, um verschiedene große und kleine Vögel und natürlich Affen zu beobachten. Sabah ist bekannt für seine Nasenaffen. Wenn ich Fotos von ihnen betrachte, finde ich sie nicht sonderlich schön, aber irgendwie werden meiner Meinung nach alle Tiere für einen schön, wenn man sie in ihrem Lebensraum sieht. Schau dir meine Fotos für die besten „Schüsse“ von der Tour an!
Für die Reise habe ich meine neue Kamera und mein neues Teleobjektiv mitgebracht. Es war nicht einfach, die Tiere im Wald zu fotografieren: oft waren die Tiere weit oben in den Baumwipfeln oder im Schatten der Baumwipfel, oder die Lichtverhältnisse waren aufgrund der Tageszeit einfach schwierig. Meistens waren wir in der Dämmerung unterwegs, wenn die Tiere am aktivsten sind. Dadurch, dass ich die Tiere hier dokumentiere, bin ich meiner Vorstellung von mir als Hobby-Biologin ein Stück weit näher gekommen. Ha! (Unten geht der Text weiter)
Auf unserem Weg zurück von der Fluss-Safari nach Singapur blieben wir für zwei Nächte in Kota Kinabalu. Dort musste ich mich entscheiden zwischen einem Tag Schnorcheln oder einem Blick auf den Berg Kinabalu, Südostasiens höchster Gipfel. Ich entschied mich für den Berg. Es war tatsächlich nur ein kurzer Blick darauf, denn als wir ankamen, war die Spitze bereits in Wolken eingehüllt. Wir planten nicht, den Berg zu besteigen. Wenn man mit dem Gedanken spielt, muss man mindestens zwei Tage einplanen sowie sich rechtzeitig dafür anmelden. Wir wanderten am Fuße des Bergs, wo ein Nationalpark ist. Dort gibt es einige Wanderpfade, perfekt, um sich die Füße zu vertreten, nachdem der Po im Boot platt gesessen wurde. Es war gut, aber ehrlichgesagt mit Ausnahme von der Sichtung des Graubrusttrogon nicht spektakulär. Die Wolken hüllten schnell alles ein, wir hatten keine Sicht, und ich konnte wenig neue Fauna entdecken. Ich wurde außerdem schnell müde – ob das an der Höhe oder meiner schlechten Ausdauer liegt, sei jetzt erstmal dahin gestellt. Vor dem Abflug am nächsten Tag entspannten wir am perfekten Dalit-Strand.
Sabah ist auf jeden Fall einen zweiten Besuch wert! Nächstes Mal möchte ich den Kinabalu besteigen und im Herzen des Dschungels wandern, im Danum Valley oder im Maliau Basin. Sicherlich würde das robuster und ermüdender sein, aber auch abgeschiedener und umso lohnender. Hoffentlich kann dann auch ein Besuch auf den vorliegenden Inseln im Norden oder Osten eingeplant werden, wenn sich die politische Lage zwischen Malaysia und den Philippinen entspannt hat – und die Chancen gleich Null sind, gekidnappt zu werden. Tatsächlich gibt es dort noch Piraten!
Wer kommt mit mir nächstes Mal mit? Ich hoffe die Bilder inspirieren dich dazu!
Mit wem bin ich gereist?
Normalerweise organisiere ich meine Reisen gerne unabhängig. Für diese Gegend und in Anbetracht eines vollen Terminkalenders vor der Abreise, habe ich mich doch entschieden mit einem Reiseführer zu reisen. Wir haben die Tour „Orang Utan Search“ mit Borneo Eco Tours gebucht. Die Kommunikation war schnell und einfach mit ihnen, sie waren super organisiert, und die Mitarbeiter waren freundlich und kompetent. Wenn man bei ihnen bucht, investiert man einen kleinen Teil in die NPO BEST, die nachhaltige Entwicklungs- und Naturschutzprojekte entwickeln. Wir kamen in der Sukau Rainforest Lodge unter. Es ist herrlich dort: die Räume können mit Top-Level Hotels mithalten, das Essen ist gut (unbedingt das malaysische Angebot probieren!) und auch hier sind die Mitarbeiter freundlich und sachkundig. Sie begeistern dich mit ihren Forschungsergebnissen zu Orang Utans und helfen einem, Tiere auf dem Hotelgelände zu entdecken. Mein einziger Verbesserungsvorschlag wäre in Zukunft von Motorbooten auf elektrisch betrieben Boote zu wechseln, um den Lärm zugunsten der Tiere, Besucher und Bewohner am Fluss zu minimieren.
Wie kann man den Schutz des Regenwalds unterstützen?
Ehrlich gesagt wollte ich so schnell wie möglich Borneos Regenwald besuchen, da man nicht weiß, wie lange Orang Utans noch in der Wildnis leben werden und wann der Regenwald der Landwirtschaft komplett zum Opfer fallen wird. Es gibt viele Wege, den Regenwald und seine Tierwelt in der Erhaltung zu unterstützen. Ich möchte auf World Land Trust hinweisen, die unter anderem zusammen mit ihren lokalen Partnern Regenwald zum Schutz aufkaufen und verwalten. Informiere dich und überlege, WLT oder seine Partner zu unterstützen!